In vielen Unternehmen werden Regeln eingeführt, wenn etwas nicht funktioniert:
Zu viel Chaos? → Neue Prozessrichtlinie.
Zu wenig Verbindlichkeit? → Verhaltenskodex.
Konflikte im Team? → Meetingregeln.
Das klingt vernünftig – aber oft ist es nur Symptombekämpfung.
Denn Regeln entstehen häufig dort, wo Führung fehlt.
Und bevor Du als Unternehmer jetzt gedanklich abwinkst:
Das heißt nicht, dass Regeln schlecht sind.
Es heißt, dass sie nicht das ersetzen, was eigentlich gebraucht wird: gelebte Führung, klare Haltung und Vorbildwirkung.
Warum Regeln im Mittelstand oft zur Krücke werden
Im Mittelstand gibt es Nähe, Pragmatismus, kurze Wege – das ist eine Stärke.
Aber genau dadurch entstehen auch ungeschriebene Abhängigkeiten:
- Entscheidungen laufen über dich.
- Mitarbeiter orientieren sich an deinem Verhalten, nicht am Leitfaden.
- Kultur entsteht durch Vorleben, nicht durch Dokumente.
Und wenn diese Führung nicht klar ist, passiert Folgendes:
👉 Regeln werden zum Ersatz für Orientierung.
👉 Dokumente werden zum Ersatz für Haltung.
👉 Kontrolle wird zum Ersatz für Vertrauen.
Das fühlt sich nach Führung an. Ist aber keine.
Das eigentliche Problem: Regeln werden dort gebraucht, wo Vertrauen fehlt
Wenn ein Team dir vertraut, Dich versteht und sich gesehen fühlt, brauchst Du weniger formale Vorgaben.
Wenn Teams nur funktionieren, wenn sie kontrolliert werden, dann fehlt Führung – nicht Disziplin.
Eine starke Führungskraft braucht Regeln als Unterstützung.
Eine schwache Führungskraft braucht sie als Schutzschild.
Das ist ein Unterschied.
Wenn Du Regeln brauchst, um Verhalten zu steuern, solltest Du dich fragen:
- Wofür fehlt Klarheit?
- Wo fehlt Vorbildwirkung?
- Wo fehlt Beziehung und Dialog?
- Wo ducke ich mich weg statt zu führen?
- Wo ersetze ich Führung durch Formalismus?
Diese Fragen sind unangenehm — aber genau deshalb wichtig.
Was starke Führung stattdessen tut
Starke Führung schafft:
✔ Klarheit über Erwartungen
✔ Orientierung über Werte
✔ Konsequenz im Verhalten
✔ Sicherheit in Entscheidungen
✔ Vertrauen in Beziehungen
Und das passiert nicht im Handbuch, sondern im Alltag:
- Im Gespräch.
- Im Feedback.
- In Konflikten.
- In Prioritäten.
- In Deinem Verhalten als Unternehmer.
Regeln unterstützen. Führung prägt.
Der blinde Fleck vieler Chefs
Viele Unternehmer glauben, sie würden führen, weil sie Entscheidungen treffen.
Aber Entscheidungen zu treffen ist nicht Führung.
Führung bedeutet:
- Menschen mitzunehmen
- Verantwortung zu teilen
- Haltung zu leben
- Vorbild zu sein
- Grenzen zu setzen – auch für sich selbst
Regeln wirken nur, wenn Du sie verkörperst. Sonst werden sie zu Papier.
Fazit
Wenn Du Regeln brauchst, um Ordnung herzustellen, schau zuerst nicht auf Dein Team — sondern auf Deine Führung.
Regeln sind wichtig.
Aber sie sind kein Ersatz für Führungsreife.
Je stärker die Führung, desto weniger Regeln braucht das Unternehmen.
Je schwächer die Führung, desto mehr Regeln werden nötig.
Die Frage ist also nicht: Welche Regeln brauchen wir?
Sondern: Welche Führung brauchen wir, damit Regeln zur Unterstützung dienen – und nicht als Krücke?
Noch keine Kommentare vorhanden
Was denkst du?